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Behandlung - Harnstoff Zyklus Defekt

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Wie wird ein Harnstoff­zyklus­defekt behandelt?

Zentrales Ziel jeder Behandlung von Harnstoffzyklusdefekten (engl. urea cycle disorders, UCD) ist es, Stoffwechselentgleisungen und die damit verbundene Ansammlung von schädlichem Ammoniak im Körper zu vermeiden. Erkrankte, die mit ihrer Ärztin bzw. ihrem Arzt offen über ihre Symptome sprechen, können viel zum Therapierfolg beitragen.

Zwei Personen sitzen am Ufer eines ruhigen Sees. Sie blicken auf die Wasseroberfläche, die sich sanft kräuselt. Die Person im Vordergrund trägt ein weißes Oberteil, die andere Person ein blaues Oberteil und eine Kappe. Im Hintergrund kann man die gegenüberliegende Uferlinie und eine bewaldete Landschaft erkennen. Die Stimmung wirkt friedlich und nachdenklich.

Was ist eigentlich Ammoniak?

Ammoniak ist eine Verbindung aus Stickstoff (chemisches Symbol N) und Wasserstoff (Symbol H). Ammoniak (NH3) ist für den Körper giftig (toxisch). Daher wird diese Substanz im Harnstoffzyklus, einem Stoffwechselkreislauf in mehreren Schritten, der in den Leberzellen stattfindet, in den unschädlichen und wasserlöslichen Harnstoff umgewandelt. Dieser gelangt über die Blutbahn in die Nieren und wird mit dem Urin ausgeschieden.

Folgen Betroffene diszipliniert dem ärztlichen Therapieplan, haben sie gute Chancen, ihre Ammoniakwerte zu kontrollieren und Krankheitssymptome zu vermeiden. Im Idealfall können sie ihr Leben dadurch weitgehend unbeschwert genießen.

Zu den wichtigsten Therapieoptionen gehören:

Proteinarme Ernährung

Bei UCD-Erkrankten kann eine zu hohe Zufuhr an Eiweißen (Proteinen) die Werte schädlichen Ammoniaks im Blut krankhaft erhöhen. Fachleute sprechen dann von einer Hyperammonämie. Um dieser vorzubeugen, ist es einerseits wichtig, die täglich über die Nahrung aufgenommenen Proteine zu begrenzen. Andererseits brauchen wir gewisse Mengen an Eiweißen: Sie werden für das normale Wachstum und Gedeihen des Körpers benötigt und erfüllen in ihm viele wichtige Funktionen. Ziel jeder eiweißreduzierten Kost muss es daher sein, ein gut verträgliches Gleichgewicht zwischen der Protein-Zufuhr und der Ammoniak-Ausscheidung zu finden.

Aminosäurenpräparate

Proteine sind aus sogenannten Aminosäuren aufgebaut. Bei einigen davon handelt es sich um essenzielle Nährstoffe: Das heißt, sie sind lebensnotwendig, aber unser Körper kann sie nicht selbst produzieren. Wird die Proteinmenge, die UCD-Betroffene aufnehmen, therapeutisch begrenzt, können spezielle Präparate helfen, Defizite wichtiger Aminosäuren zu vermeiden.

Welche Nahrungsergänzungsmittel im Einzelfall therapeutisch empfehlenswert sind, lässt sich im ärztlichen Gespräch klären. Im Idealfall wird dieses Thema auch im Rahmen einer gezielten Ernährungsberatung erörtert.

Oft ist es zur Aufrechterhaltung des Harnstoffzyklus nötig, die semi(halb)-essenzielle Aminosäure Arginin zu ergänzen, da der Organismus zu wenig davon produziert. In manchen Stoffwechselsituationen kann es auch sinnvoll sein, statt Arginin die Substanzen Ornithin oder Citrullin einzunehmen, aus denen im Körper Arginin gebildet wird. Im Falle eines vorliegenden Arginase-1-Mangels (Arginin kann nicht mehr zu Ornithin und Harnstoff umgewandelt werden) sollte jedoch unbedingt auf die Ergänzung von Arginin verzichtet werden, um die Plasma-Argininwerte nicht noch weiter zu erhöhen.

Medikamente

Einige Menschen mit Harnstoffzyklusdefekten benötigen eine Behandlung mit speziellen Arzneimitteln, die helfen, Ammoniak, beziehungsweise Stickstoff, aus dem Körper zu schleusen. Detailliertere Informationen zur Anwendung und Wirkung erhalten Betroffene, bzw. deren Angehörige, in der Regel, wenn ihnen solche Medikamente verschrieben oder vom medizinischen Fachpersonal verabreicht werden.

Blutwäsche (Hämodialyse)

Bei akuten Stoffwechselentgleisungen, also wenn der Körper eine Störung im Stoffwechsel nicht mehr selbst regulieren kann, kann zur schnellen Entgiftung von Ammoniak eine Blutwäsche (Hämodialyse) erforderlich werden.

Lebertransplantation

Ein Harnstoffzyklusdefekt lässt sich durch eine Lebertransplantation möglicherweise heilen, sofern das neue Organ ausreichend Enzyme zum Funktionieren des Harnstoffzyklus bildet. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass ein so großer chirurgischer Eingriff grundsätzlich Risiken birgt und im Anschluss daran lebenslang Medikamente eingenommen werden müssen. Eine Lebertransplantation bessert zudem keine Schäden am Gehirn oder an Nerven, die sich infolge des Harnstoffzyklusdefekts bereits zuvor entwickelt haben. Falls eine derartige OP infrage kommt, was beispielsweise bei vielen bereits im Neugeborenenalter festgestellten Defekten schon vor dem Erreichen des ersten Lebensjahres ratsam sein kann, werden die behandelnden Ärztinnen oder Ärzte genau über die möglichen Vorteile und Risiken informieren.

Wie ist die Lebenserwartung bei einem Harn­stoff­zyklus­defekt?

Tritt ein Harnstoffzyklusdefekt beispielsweise bereits im Neugeborenenalter auf und wird nicht umgehend therapiert oder hat er bereits vor Behandlungsbeginn zu schweren neurologischen Schäden geführt, wird die Erkrankung häufig lebensbedrohlich. Doch auch bei älteren Patientinnen und Patienten können schwere Hyperammonämien zu nicht mehr rückgängig zu machenden Einschränkungen oder schlimmstenfalls sogar zum Tod führen. Solche Stoffwechselentgleisungen sind daher durch eine konsequente Therapie unbedingt zu vermeiden.